Ein Zusammenspiel aus Leidenschaft, Ehrgeiz, Schweiss und Erschöpfung. Am 26. September 2020 führte der Ruderclub Erlenbach (RCE) das sogenannte ‘RCE Festival’ durch. Der Event war eine Kombination von zwei Anlässen, die beide aufgrund der Corona Pandemie schon einmal verschoben werden mussten. Zum einen war es eine Feier zum Abschluss der Schweizer Meisterschaften, welche eine Woche zuvor stattfanden, um die Athleten zu Ehren und den anderen Clubmitgliedern zu zeigen, wie es um den Jugendsport steht. Zum anderen war es ein Sponsoring Event, der helfen soll, die Anstellung des professionellen Trainers mitzufinanzieren und die älteren und jüngeren Ruderinnen und Ruderer zusammenzuschweissen.

Kreatives Sponsoring

Insgesamt haben knapp 50 Personen aktiv teilgenommen am Sponsoring Event des Ruderclubs Erlenbach. Von den jüngsten Athleten ab 12 Jahren bis zu den älteren Senioren Mitte Siebzig waren alle dabei. Alle Teilnehmer suchten vorgängig Sponsoren, welche sich bereit erklärt haben, einen frei gewählten Geldbetrag pro zurückgelegten Kilometer in die Clubkasse zu zahlen. Um die Teilnehmer zu motivieren, möglichst viele Sponsoren zu suchen, durfte der Sportler mit dem höchsten Sponsoringbeitrag das neueste Ruderboot des RCE benennen. Aufgeteilt wurden die top motivierten Ruderinnen und Ruderer in sechs Teams, welche per Zufall zusammengesetzt wurden. Das Resultat war eine breite Mischung der Teammitglieder mit Bezug auf Alter und Kraft. Jede Gruppe hatte das Ziel, innert drei Stunden möglichst viele Kilometer auf einem Ergometer zurückzulegen.

Kampf um jeden Meter

Ein kalter, regnerischer Samstag - perfekt für einen Anlass im Inneren. Die Stimmung in der «Götter-schmiede», wie der Ergometerraum des Ruderclubs Erlenbach genannt wird, ist motiviert, etwas nervös und erwartungsvoll vor den bevorstehenden drei Stunden. Das Startzeichen durch das Megafon erfolgt kurz nach 14 Uhr und los geht es. Das Geschrei und die Musik sind ohrenbetäubend. Die Schwungräder der Ergometer beginnen sich zu drehen, immer schneller und schneller. Nach den ersten zögerlichen Schlägen werden sie rhythmischer und zügiger. Nach jeweils drei Minuten wird innerhalb des Teams fliegend gewechselt. Um ja keine wertvolle Zeit zu verlieren, lösen zwei Personen die Halterungen für die Schuhe des ausser Atem geratenen Ruderers und dieser lässt sich auf die Seite zu Boden fallen. Der nächste Ruderer springt auf den Sitz, ergreift den Bügel, die Schuhe werden von den beiden anderen Teammitgliedern zugezogen und auf zu den nächsten drei Minuten. Das Ganze erinnert an einen Boxenstopp an einem Formel 1 Rennen. Der einzelne Ruderer steht nach einer kurzen Verschnaufpause von 15 Minuten wieder bereit für die nächsten drei Minuten. Das geht immer so weiter, bis die vorgegebene Zeit abgelaufen ist. Subjektiv fühlen sich diese 180 Sekunden unendlich an. Die Beine beginnen bei jedem Schlag mehr und mehr an zu brennen, die Arme verspannen sich und im Kopf überschlagen sich die Gedanken. Dann plötzlich hört man eine Stimme, die dich motiviert anfeuert. Das trägt einen und pusht dich weiter, bis an dein eigenes Limit zu gehen.

Als die letzten Minuten zu verstreichen beginnen, dampft die gesamte Götterschmiede, das Anfeuern wird immer lauter und lauter. Dann endlich sind drei Stunden vorbei. Die Erschöpfung und den Schweiss sieht man in jedem Gesicht, aber auch Stolz auf die eigene Leistung und ein überglückliches Lachen, es als Team gemeinsam geschafft zu haben.

Nach der Anstrengung kommt der gemütliche Teil

Nach der wohlverdienten Dusche wird der neue Doppelzweier getauft. Die Namensgeberin des Bootes nennt ihn verpflichtend ‘Kamikaze’. Dies als Anspielung auf den Namen eines koffeinhaltigen Proteinpulvers, das von einigen Athleten vor einem Leistungstest oder Rennen eingenommen wird, um einen ordentlichen Energieschub zu erhalten und um das Herz auf Hochtouren arbeiten zu lassen. Zur traditionellen Taufe gehört nebst einer kurzen Rede ein rennmässiger Start mit dem neu benannten Boot

auf dem Zürichsee, welcher dieses Mal bei strömendem Regen und Wellengang ziemlich kalt und nass verläuft.

Zum anschliessenden Nachtessen und den Ehrungen der Leistungen der Athleten an den Schweizer Meisterschaften sind auch alle Eltern und Geschwister eingeladen. So ist das Bootshaus so voll wie noch nie und die Stimmung mit den vielen gefeierten Gewinnerinnen und Gewinnern berauschend. Eingenommen wurden am RCE Festival dank des kräfteraubenden Einsatzes aller Ruderinnen und Ruderer CHF 14'359.95, welche der Finanzierung des Profitrainers und des Leistungssportes zugutekommen. Ein stolzer Betrag.

- Selina W.